
Von links nach rechts: Die Philosophierenden Natias Neutert, Konrad Paul Lissmann und Klaus Thiele-Dohrmann zu Beginn der Diskussion über Natias Neuterts provozierenden Stegreifvortrag Das Abwesende, was stets anwesend ist. Mit diesem beim Philosphicum Lech 2003 frei gehaltenen Essay wird nicht weniger als eine philosophische Neubestimmmung des Todes unternommen.
From left to right: The philosophers Natias Neutert, Konrad Paul Lissmann and Klaus Thiele-Dohrmann at the beginning of the public discussion about Neutert's provocative impromptu lecture The Absent That Is Always Present, with which he undertook nothing less than a philosophical redefinition of death.
Eine Performance, die
zeigt, dass man mit freier Rede
die Zuhörer leichter erreicht als
mit vorgelesenen Texten.
DER STANDARD, Wien
A performance that demonstrates that you can reache listeners more easily with a freely spoken speech than with read out texts .
Warum muß ausgerechnet das allerletzte aller »letzten Dinge« herhalten zur paradigmatischen Figuration des Todes — das Skelett? Aus der Sicht alles Lebendigen noch unterhalb der Leiche rangierend? Worin liegt die pathetische Expressivität dieses Schattens, des körperlichen Schemens? weil es so tot wie nur möglich ist?
Statt das Skelett unter der Erde und im Grab ruhen zu lassen, versetzt menschliche Phantasie es jedoch in Unruhe und das Ungeheuerliche geschieht: Es kommt zur Wiederauferstehung — einer Auferstehung ex negativo. Denn nun wandelt das Skelett aufrecht wie Jesus umher, ein blutleerer Wanderprediger, eine blasphemische Parodie auf den Golgatha-Mythos. Indem das Skelett auf zombiartige Weise für Wiederauferstehung wirbt, hält es den Wunsch wach nach dem Motto: Selbst das Toteste des Toten setzt sich in Bewegung.
Und da nützt auch keine kosmopolitische Ironie, wie sie sich in Woody Allens bekanntem Aperçu ausdrückt: »Ich habe nichts gegen die Ewigkeit — wenn man die ent-sprechende Kleidung hat.« Und in der Tat: Ein Großteil seiner Glaubensgeschwister ist felsenfest davon über-zeugt, just in dem Anzug wiederaufzuerstehen, in dem man beerdigt wurde.
Gemäß der »Duplikationsregel« binären abendländischen Denkens, ruft die Beunruhigungsfigur des Todes ihr Gegenüber auf den Plan — die Beruhigungsfigur allerhöchster transzententaler Provenienz: Gott eben. Und je ohnmächtiger der oder die Gläubige, desto unver-schämter der fromme Wunsch. Nicht nur Weiterleben nach dem Tode, was bereits beträchtlich wäre — nein, es soll ein von Gott zwar gnadenvoll gewährtes, jedoch völlig neues Leben sein — in Form einer Wiederauf-erstehung.
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